Eine Nacht, in der die Sonne um 24 Uhr im Norden steht, ein Schiff, dass bei strahlendem Sonnenschein einen wohldefinierten Kurs in parallelen Linien durch die Nacht abfährt und dabei nach der Grenzlinie zwischen dem „warmen“ Nordatlantik-Wasser und dem kalten arktischen Wasser sucht. Diese Nacht habe ich vom 26. auf den 27.8.17 an Bord der Polarstern erlebt.
Eines der Forschungs-Interessen des Teams rund um Dr. Thorben Wulff und Dr. Sandra Tippenhauer spielt sich an dieser Grenzlinie ab, gefunden wird diese aber nicht wie vermutet mit einem schlichten Thermometer, sondern mit einem Thermosalinographen, mit dem u.a. die Temperatur des Wassers und dessen Salzgehalt, bestimmt werden. Das weniger salzhaltige, kalte arktische Wasser trifft in dieser Region der Framstraße, unweit der arktischen Eiskante, auf das salzigere und wärmere Atlantikwasser.
An dieser Stelle wurde mir dann erst klar, dass Polarstern nicht nur die Crew und eine Vielzahl von Großgeräten für die Meeresforschung beherbergt, sondern dass sogar das gesamte Schiff selbst als Forschungs-Großgerät eingesetzt wird. Das Forschungsschiff Polarstern arbeitete die ganze Nacht über an diesem Experiment mit, in dem es einen rechteckigen Zickzack-Kurs (den man „Matrazen“ nennt) von 1 Seemeile mal 8 Seemeilen fuhr (während ein Teil der Wissenschaftler und der Crew in seinem „Bauch“ Nachtruhe hielt).
Als dann nach sechs solcher Transekte die Front mit Termosalinograph und Strömungsmessern vermessen worden war, war es früh am Morgen, Zeit das autonome Unterwasser-Fahrzeug AUV PAUL ins Wasser zu bringen und mit seiner Vielzahl an Sensoren detaillierter die Strömungs- und Durchmischungsprozesse zwischen diesen hier aufeinander treffenden verschiedenen Wassern zu untersuchen. Dazu war geplant, PAUL senkrecht über die vom Schiff bestimmte „Durchmischungslinie“ fahren zu lassen. Leider wurde der Tauchgang durch ein Problem mit der Verbindung zwischen AUV und Kontrollstation verzögert. Letztlich reichte die Zeit nicht mehr aus um die Grenzlinie zu vermessen. Dennoch sehen die Daten, die wir in der Nacht sammeln konnten, auf den ersten Blick vielversprechend aus.
Viele Grüße, Martina Wilde – Koordinatorin der Helmholtz Allianz ROBEX