Getaktet fast wie bei einem Flughafen starteten und landeten auf dem Arbeitsdeck der Polarstern innerhalb von 22 Stunden die ROBEX-Geräte MANSIO-VIATOR, NOMAD und MAPPA und das ROV „KIEL6000“ des GEOMAR.
So eine Phase hat es während der ganzen bisherigen Tour nicht gegeben: Am 4.9.2017 ging um 18.45 Uhr das ROV in Richtung Meeresboden in 1247 m Tiefe von Bord. Der MANSIO-VIATOR wurde an seinem „Launcher“ um 20.15 Uhr hinterher geschickt (ich berichte in einem weiteren Blog gesondert über diesen Test). Gegen 6 Uhr am 5.9.2017 stieg dann das ROV „KIEL6000“ wieder an die Wasseroberfläche, gefolgt von dem MANSIO-VIATOR, der um kurz vor 8 Uhr morgens neben dem Schiff auftauchte.
Kaum waren beide Großgeräte des GEOMAR wieder an Bord gebracht, hieß es für den zweiten AWI Crawler NOMAD, zum ersten Mal seinen zukünftigen Einsatzort am Tiefseeboden des arktischen Ozeans kennen zu lernen. Er wurde um 8.44 Uhr über die Bordkante gehievt und fuhr in die Tiefe. Um 10.44 Uhr schwamm dann bereits der MARUM Glider MAPPA an der Oberfläche und machte seinen zweiten PS108-Testflug unter Wasser. Kurz nach dem obligatorischen Mittags-Hupen der POLARSTERN landete MAPPA nach erfolgreichem eigenständigen Ab- und Auftauchen um 12.01 Uhr wieder auf dem Arbeitsdeck.
Um 15.45 Uhr wurde NOMAD nach seiner „(Aus-)Lösung“ vom Tiefseeboden wieder an der Meeresoberfläche gesichtet, um 15.51 Uhr startete das für die Bergung notwendige Schlauchboot und um 16.06 Uhr konnte er an Deck von seinen Entwicklern und Erbauern mit einem ersten Blick inspiziert werden.
Für alle diese Aktionen gilt: rechtzeitig vor dem Start- oder Landezeitpunkt wimmelt es auf dem Arbeitsdeck von gelben, orangen, weißen und blauen Helmen, gelber, oranger, roter und blauer Arbeits- und Wetterschutzbekleidung und roten Schwimmwesten. Der „Glaspavillon“ Windenleitstand mit bestem Blick über das Arbeitsdeck ist besetzt, das rote „Schlauchboot“ wird zum Einsteigen bereit gemacht, die verschiedenen Kräne laufen an, die Winden bewegen sich, unzählige Seile sind im Einsatz. Die gesamte Choreographie auf dem Deck wird dirigiert vom Ersten Offizier Uwe, der scheinbar mühelos, mit klarer Stimme und offensichtlicher Souveränität die jeweilig nötigen Aktionen ansagt und dabei ständig im Kontakt mit der Brücke steht. Da muss nämlich auch schon mal das Schiff noch etwas gedreht werden, oder zum Beispiel der Befehl zum Auslösen eines aufschwimmenden Gerätes von der Brücke abgewartet werden.
Besonders natürlich bei strahlendem Sonnenschein, aber auch vor den Eisschollen leuchten alle diese Akteure auf dem Deck um die Wette mit den roten Kränen, den blauen Containern und den grünen Treppen. Für mich als Kölnerin, und das kann ich mir hier nicht verkneifen, von der Buntheit nur mit dem Rosenmontagszug zu vergleichen. Doch das meint tatsächlich ausschließlich die „Buntheit“: Die Ernsthaftigkeit und das Verantwortungsbewusstsein für das Schiff und die hochkomplexen und empfindlichen Tiefseegeräte steht für die farbig geschützten und hocherfahrenen Crewmitglieder an erster Stelle.
Mit diesen farbenfrohen Bildern grüße ich von Bord der POLARSTERN PS108
Martina Wilde